Klodzko http://www.klodzko.pl (deutsch: Glatz, tschechisch: Kladzko) ist eine Stadt im Südwesten der Woiwodschaft Niederschlesien (Dolnyslaskie) im Südwesten Polens. Sie liegt etwa 90 km südlich von Breslau (Wroclaw) an der Glatzer Neiße (Nysa Klodzkie). Die Stadt umfasst ei8ne Fläche von 25 qkm und eine Bevölkerung von etwa 28 000 Einwohnern.
Staat | Polen |
Woiwodschaft | Niederschlesien |
Landkreis | Klodzko |
Fläche | 25 qkm |
Einwohner | 27 941 (Stand 31.12.2009) |
Bevölkerungsdichte | 1120 Einwohner/qkm |
Postleitzahl | 57-300 |
Telefonvorwahl | +48 74 |
Kfz-Kennzeichen | DKL |
Verkehr |
E 67 Kudowa Zdroj-Breslau
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Flughafen | Breslau |
Gemeindeart | Stadtgemeinde |
Bürgermeister | |
Adresse |
Plac Chrobrego 1 57-300 Klodzko |
Das Stadtwappen von Klodzko zeigt in Rot einen gold bewehrten und bekrönten silbernen Löwen mit gekreuztem Doppelschweif.
Da das Glatzer Land zum Herrschaftsbereich Böhmens gehörte und 1459 zur Grafschaft erhoben wurde, deren Wappen in Rot zwei goldene Schrägbalken waren, hat die Stadt das Sinnbild ihrer ursprünglichen Zugehörigkeit beibehalten.
Das Wappen der Grafschaft dient heute dem Landkreis als Wappen.
Die Stadt Klodzko ist Verwaltungssitz der Landgemeinde Klodzko (http://www.gmina.klodzko.pl) , gehört ihr als eigenständige Stadtgemeinde aber nicht an. Die Landgemeinde hat auf einer Fläche von 252 qkm 17 000 Einwohner und gliedert sich in folgende Schulzenämter (solectwo):
Polnisch | Deutsch | Polnisch | Deutsch |
Bierkowice | Birgwitz | Podtynie |
Poditau (1937-45 Neißgrund) |
Boguszy | Friedrichswartha | Podzamek | Neudeck |
Droszków | Droschkau | Piszkowice |
Pischkowitz (1937-45 Schloßhübel) |
Goruchów | Möhlten | Rogówk | Werdeck |
Gologlowy | Hollenau | Romanowo | Raumnitz |
Jaszkowa Dolna | Niederhannsdorf | Roszyce | Roschwitz |
Jaszkowa Górna | Oberhannsdorf | Ruszowice | Rauschwitz |
Jaszkówa | Neuhannsdorf | Starków | Altbatzdorf |
Kamieniec | Kamnitz | Stary Wielislaw | Altwilmsdorf |
Koritów |
Koritau (1937-45 Kartau) |
Szalejów Dolny | Niederschwedeldorf |
Krosnowice | Rengersdorf | Szalejów Górny |
Oberschwedeldorf |
Lawica |
Labitsch (1937-45 Neißenfels) |
Scianwica | Steinwitz |
Laczna | Wiesenau | Swiecko | Schwenz |
Marcinów | Märzdorf | Wojciechowiece | Könighain |
Morzyszów |
Morischau (1937-45 Neißtal) |
Wojbórz | Gabersdorf |
Mlynów | Mühldorf | Wilcza | Wiltsch |
Mikowice | Mügwitz | Zelazno | Eisersdorf |
Oldrzychowice klodzkie | Ullersdorf |
Auf dem für Verteidigungszwecke gut geeigneten felsigen Hügel am linken Neißeufer errichtete der Böhmenfürst Slavnik, der Vater des Heiligen Adalberts, eine gegen Polen gerichtete hölzerne Burg. Die Burg und der dazu gehörende tschechische Marktflecken Kladzka wurde im Streit zwischen Böhmen und Polen mehrmals belagert und zerstört. Nachdem Glatz 1129 kurzfristig an Polen geriet, ließ Sobeslav von Böhmen 1129 die Burg stärker befestigen, um die wichtige Straße Prag - Nachod - Glatz - Breslau zu schützen. Mit dem 1137 abgeschlossenen Pfingstfrieden von Glatz wurden die Streitigkeiten beendet und die Zugehörigkeit zu Böhmen festgelegt. Erster bekannter Burggraf war Witigone Witiko von Prcice.
Im 12./13. Jahrhundert wurde Glatz durch deutsche Siedler, die vom böhmischen König Ottokar II. Premsyl ins Land gerufen wurden, Mittelpunkt des aufstrebenden Glatzer Lands. Unterhalb des Burgbergs wurde eine ummauerte Stadt angelegt, die schon 1114 als urbs bezeichnet wurde. Das Hospital der Johanniter ist für 1183, die nordwestlich der Burg gelegene Wenzelskirche für 1184 und die Marienkapelle auf dem Schlossberg für 1194 urkundlich belegt. Die deutsche Namensform Glatz ist für das Jahr 1223 erstmals nachgewiesen. 1275 war Glatz eine Stadt nach Magdeburger Recht. 1334 erwarb die Stadt die Vogtei und damit eine eigene Gerichtsbarkeit.
Schon im 14. Jahrhundert war die Handwerkerschaft im Rat der Stadt vertreten. Von Bedeutung waren die Tuchmacher, die Leinenweberei, , die Bierbrauerei und der Handel. Die Bedeutung von Glatz zeigt sich, dass bis ins 15. Jahrhundert alle anderen Städte des Glatzer Landes ihr hinsichtlich der Abgaben und der Dienstleistungen unterstellt waren.
In den Hussitenkriegen konnte sich Glatz verteidigen und blieb ohne Zerstörung. Nachdem der böhmische König Georg von Prodibrad das Glatzer Land erworben und es 1459 zur Grafschaft erhoben hatte, wurde Glatz Hauptstadt.Sein Sohn Herzog Heinrich der Ältere von Münsterberg, erster regierender Graf, verlegte seinen Wohnsitz in die Stadt und baute die Burg zum Schloss um.
Während der Reformation war Glatz eine Zentrum einiger Sekten. Im 16. Jahrhundert hob der böhmische König Ferdinand I. den Rechtszug nach Magdeburg auf und machte Prag zum Oberhof für die Glatzer Städte.
Nachdem der Rat der Stadt Glatz die Wahl des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz anerkannt und auch in der Schlacht am Weißen Berg zu ihm gehalten hatte, wurde die Stadt 1622 von kaiserlichen Truppen besetzt. Es folgten Strafmaßnahmen gegen die Aufrührer und der Entzug von Privilegien. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurden 930 der 1300 Gebäuden zerstört. Zu den Verwüstungen kam 1635 eine Pestepidemie, welche die Stadt weitgehend entvölkerte. Auch 1680 wütete die Pest und forderte etwa 1500 Menschenleben.
Während der schlesischen Kriege wurde Glatz mehrmals belagert und erobert und fiel 1742 endgültig nach dem Hubertusfrieden an Preußen. Von den Kriegszerstörungen erholte sich die Stadt trotz der wirtschaftlichen Maßnahmen Friedrich des Großen nur langsam, war jedoch Ende des 18. Jahrhunderts ein wichtiges Handels- und Handwerkszentrum.
In den Napoleonischen Kriegen konnte Glatz durch Friedrich Wilhelm von Götzen verteidigt werden und blieb unbesetzt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl durch neu erschlossene Baugebiete an. Gleichzeitig verlor die Festung an Bedeutung und wurde als Gefängnis für politische Gefangene genutzt. Glatz blieb bis heute Garnisionsstadt.
Die Verkehrserschließung durch die Eisenbahn (1874 nach Breslau, 1875 nach Mittenwalde, 1880 nach Waldenburg, 1890 nach Rückers und der Weiterbau bis 1905 nach Kudowa) hatte einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge.
Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Glatz 1945, wie fast ganz Schlesien, an Polen und wurde in Klodzko umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neuen Bewohner waren größtem teils auch Heimatvertriebene aus Ostpolen, das an die UdSSR abgetreten werden musste.
Wirtschaftliche Schwerpunkte sind heute Handel, Dienstleistungen und die Metallindustrie.
Literaturhinweise: Stefan Mizia, Geschichte Schlesiens-Ein Abriß, Verlag Rzeka, Breslau 1999
Arno Herzig, Schlesien.Das Land und seine Geschichte, Weltbild Verlag o.O. und o.J.
Arno Herzig und Malgorzata Ruchniewicz, Geschichte des Glatzer Landes, Dobu Verlag Hamburg, 2006
dieselben, Im Herrgottsländchen, Quellen und Materialien zur Geschichte des Glatzer Landes vom 10 bis zum 20. Jahrhundert, Klodzko, 2003
Zur Kultur und Geschichte der Grafschaft finden Sie Artikel unter http://www.grafschaft-glatz.de
Ein wichtiger Bestandteil der Reformen des Leszek Balcerowicz war im Rahmen der Verwaltungsreform die Stärkung der Kommunalen Selbstverwaltung. Mit der Reduzierung der Zahl der Woiwodschaften auf 16 und der Einführung der Landkreise als Verwaltungsebene wurde auch die direkte Wahl der Bürgermeister auf vier Jahre eingeführt.
Amtszeit | Bürgermeister |
1990-1991 | Woiticiech Matuszewski |
1991-1994 | Richard Wojcik |
1994-1995 | Stefan Cygnarowicz |
1995-1998 | Malgorzata Kwiatkowska |
1998-1999 | Dorota Kwariska-Domurad |
1999-2002 | Zbigniew Biernacki |
2002-2006 | Roman Lipski |
2006-2015 |
Boguslaw Szpytma |
seit 2015 Michal Piszko |
Die Stadt Klodzko mit ihrer tausendjährigen Geschichte weist in ihrer Altstadt viele Sehenswürdigkeiten auf. Mehr als 400 Gebäude stehen auf einer Liste des Denkmalschutzes, sind aber zum Teil noch nicht Restauriert oder haben unter dem Hochwasser von 1997 sehr stark gelitten. Auch die unsicheren Besitzverhältnisse verhindern Investitionen in die Gebäude. Die zentrale Lage im Herzen der Sudeten lockt Touristen aus aller Welt an. Der Baedeker stuft Klodzko als besonders sehenswert ein und verleiht der Region genau so viele Sterne wie Krakau oder Danzig.
Vom Bahnhof gelangt man über die Neißebrücke zum Franziskaner- oder Minoriten-Kloster, dessen Anfänge im 13. Jahrhundert liegen. Die heutigen barocken Klostergebäude entstanden 1678 - 1735, die Kirche wurde 1669 - 1722 barockisiert. Die Neorenaissance-Ausstattung stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im Speisesaal des Klosters finden sich Fresken des schlesischen Meisters Felix Scheffler von 1744. Beim Hochwasser vom 7.7.97 wurde die Kirche überflutet und schwer beschädigt.
In die auf einer Insel gelegenen Altstadt führt die steinerne gotische Brücktorbrücke über den Mühlgraben. 1281 - 1390 nach dem Vorbild der Prager Karlsbrücke erbaut schmücken sie sechs barocke Heiligenfiguren.
Im Mittelpunkt der Altstadt bildet der Marktplatz mit dem Rathaus, das der Architekt Ewald Berger entworfen hat. Es zeigt einen Stilmix aus Jugendstil (1887-1890) und Spätrenaissance 1654 (Turm mit typischem Helm).
Der barocke Brunnen mit dem doppelschwänzigen Löwen datiert aus dem Jahre 1700. Auf der anderen Seite des Rings steht die Mariensäule (Pestsäule) aus dem Jahre 1682. Umrahmt wird der Rynek von stattlichen Bürgerhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit barocken und klassizistischen Fassaden. An der einen Seite des Rings mussten die Häuser abgerissen werden, da in den fünfziger Jahren unterirdische Gänge einstürzten.
Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt), ehemalige Johanniter und Jesuiten Kirche, wurde ab 1390 durch die Prager Bauhütteaus einem Vermächtnis des Prager Erzbischofs Ernst von Padubitz an der Stelle einer Vorgängerkirche errichtet und 1624-1693 barockisiert. Sie ist die bedeutendste Stätte Glatzer Kunst und hat eine reiche Innenausstattung, an der namhafte Künstler beteiligt waren.
Der Hauptaltar wurde 1728/29 nach einem Entwurf des Tiroler Architekten Christof Tausch ausgeführt, von dem auch das Altarbild stammt. Das Gnadenbild der Mutter Gottes Figur stammt aus dem Jahre 1475. Michael Klar schuf den Maria Himmelfahrtsaltar, die Kanzel, den Orgelprospekt und die Beichtstühle. Der Ignatiusaltar wurde 1712/13 von Michael Kössler geschaffen.
Die Madonna mit dem Zeisig (auch Madonna mit dem Spatz genannt) wird Peter Parler zugeschrieben und stand ursprünglich in der Augustinerkirche.
Die Tumba von Ernst von Padubitz, der auf seinen Wunsch in der Glatzer Kirche bestattet wurde, ist aus rotem Marmor und wurde 1364-1370 im Umkreis von Peter Parler geschaffen. Den Kenotaph für den Erzbischof schuf der Berliner Bildhauer Johannes Janda.
Das ehemalige Jesuitenkollegium wurde 1654-1690 nach Plänen von Carlo Lurago durch die Baumeister Francesco Carnevale und Andrea Carove errichtet. Nach Aufhebung des Jesuitenordens war es von 1787-1945 katholisches Gymnasium. Seit 1946 beherbergt das Gebäude das allgemeinbildende Liceum Boguslawa Chrobrego, eine Partnerschule des Goethe-Gymnasiums.
Das ehemalige Jesuitenkonvikt wurde 1664 ebenfalls von Lugano geplant und von Carove erbaut. Es beherbergt das Museum des Glatzer Lands (Muzeum Ziemi Kodzkiej). Neben heimischen Exponaten und Kunst zur Glatzer Geschichte wird eine umfangreiche Uhrensammlung gezeigt.
Die das Stadtbild beherrschende Festung auf dem Schlossberg wurde 1742 unter Friedrich II. erbaut. Zur Zeit der preußischen Herrschaft hatte die Festung etwa 3000 Mann Besatzung. Von den Bastionen hat man einen schönen Blick über den südlichen teil des Glatzer Beckens. Auf der Festung befindet sich auch ein Feuerwehrmuseum und eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus.